Sinusliftoperationen

Warum ist der Eingriff notwendig?

Im Seitenzahnbereich des Oberkiefers grenzt der Kieferknochen oberhalb der Wurzelspitzen an die Kieferhöhle. Dies ist bei allen Menschen unterschiedlich groß. Bereits die natürlichen Zähne im Seitenzahnbereich ragen häufig mit Ihren Wurzeln in die Kieferhöhle hinein. Wenn sich in dieser Region durch Zahnverlust und/oder Tragen einer schlechtsitzenden Prothese der Kiefer sehr stark zurückgebildet hat, besteht häufig zu wenig Knochenhöhe für Implantate. Um Implantate ausreichend tief und damit fest genug im Knochen verankern zu können, muss das vertikale Knochenangebot verbessert werden.

Sinuslift/Sinusbodenelevation = Anhebung des Kieferhöhlenbodens

Bei unzureichendem Knochenangebot kann durch sehr vorsichtige Anhebung des Kieferhöhlenbodens (Sinuslift bzw. Sinusbodenelevation) und anschließendem Einbringen von Knochenersatzmaterial und/oder Eigenknochen das Knochenangebot erhöht werden. Der Knochen dient nach seiner Einheilung als neues Implantat Lager. Dieser Eingriff im Oberkieferseitenzahnbereich erfolgt über einen operativen Zugang vom Mundvorhof aus.

Bei stark reduziertem Knochenangebot sollte zunächst nur die Sinusliftoperation mit Knochenaufbau stattfinden, da eine Primärstabilität der Implantate sonst nicht gewährleistet ist. Nach ausreichender knöcherner Durchbauung des neuen Implantat Lagers können dann später die Implantate gesetzt werden. Ist noch eine gewisse Höhe an örtlichem Eigenknochen vorhanden, so können Implantate zeitgleich mit der Sinusliftoperation eingebracht werden. (siehe Bild 1)  

Das beste Aufbaumaterial ist körpereigener Knochen, der z.B. im Bereich des Kieferwinkels oder Kinns entnommen wird. Nur bei sehr ausgedehnten Aufbauten ist eine Knochenentnahme außerhalb des Mundes, etwa aus dem Beckenknochen, erforderlich. Die gezüchteten oder entnommenen Knochenstücke werden als Blocks mit kleinen Titanschrauben am aufzubauenden Kieferabschnitt fixiert oder gemahlen und das Knochengranulat mit speziellen Membranen abgedeckt.  Nach ca. sechs Monaten ist der Knochen eingeheilt und die Zahnimplantate können gesetzt werden. Auch Knochenersatzmaterial (z.B. Bio Oss®) synthetischen Ursprungs kann bei kleineren Defekten Anwendung finden. Es wird im laufe von sechs bis zwölf Monaten vom eigenen Knochen durchwachsen und ersetzt. Vorteil: Die Verwendung von Knochenersatzmaterial macht die Entnahme von Eigenknochen oft überflüssig. Außerdem besteht die Möglichkeit Kieferknochentransplantate aus körpereigenen Knochenzellen zu züchten.

Das operative Vorgehen

Über einen operativen Zugang vom Munde her wird der Kieferhöhlenboden dargestellt und die bedeckende Schleimhautmembran vorsichtig angehoben. Der entstehende Hohlraum wird mit Eigenknochen-Granulat und/oder Knochenersatzmaterial aufgefüllt. Ist noch eine gewisse Höhe an Eigenknochen vorhanden, so können die Implantate zeitgleich mit der Sinsuliftoperation eingebracht werden. Bei sehr geringem Knochenangebot wird zunächst nur der Knochen aufgebaut und sechs Monate danach in den aufgebauten Knochen implantiert. (siehe Bild 2)

Piezochirurgie

Wir verwenden zur Schaffung des operativen Zugangs und der Anhebung der Kieferhöhlenschleimhaut ein spezielles chirurgisches Verfahren, die Piezochirurgie. Die Piezochirurgie ist ein neuartiges, von prof. Tomaso Vercellotti entwickeltes knochenchirurgisches Verfahren. Speziell entwickelte Hartmetallinstrumente werden mit Ultraschall in hochfrequente Schwingungen versetzt und sind in der Lage, Knochen auf extrem schonende Weise zu durchtrennen. Der große Vorteil der Piezochirurgie gegenüber den bisher vorherrschenden bohrenden und sägenden knochenchirurgischen Instrumenten, ist ihre Selektivität. Das heißt, Knochen wird mühelos durchtrennt, Weichgewebe (z.B. Nerven, Blutgefäße oder Schleimhaut) bleibt hingegen unbeschädigt, selbst wenn es direkt mit Instrumentenspitze in Berührung kommt. Weitere Vorteile sind, dass es bei der Piezochirurgie praktisch keine Blutungen gibt, der Knochen nicht traumatisiert wird und die Wundheilung daher viel besser ist.

Mögliche Komplikationen In ca. 30% der Fälle kommt es während der Präparation oder ist schon durch vorangegangene Entzündungen und/oder anatomische Gegebenheiten eine Perforation (Loch) in der Kieferhöhlenschleimhaut vorhanden. In den meisten Fällen kann dies durch Einlage einer resorbierbaren Membran beherrscht werden. In seltenen Fällen, z.B. bei umfangreicher Perforation, muss der Eingriff jedoch abgebrochen werden. In wenigen Fällen kann es nach der Operation zu einer Infektion der Kieferhöhle kommen, was die Einnahme eines Antibiotikums zur Folge hätte. Verschiebt sich im Verlauf der Wundheilung das eingebrachte Material, wird ein Korrektureingriff notwendig. Selten bildet sich nach einem Sinuslift eine unnatürliche Verbindung zwischen Mund- und Nasenhöhle (Fistel). Heilt diese nicht von selbst aus, ist eine Nachoperation erforderlich. Das Risiko von Infektionen, Wunddehiszenzen und Abstoßungen des Aufbaus ist vergleichbar mit dem bei anderen zahnärztlich-chirurgischen Eingriffen. Rauchen beeinträchtigt stark die Wund- und Einheilungen. Bei regelmäßigem Nikotingenuss ist die Komplikations- und Verlustrate höher, so dass ausdrücklich auf den Versuchscharakter ohne Erfolgsgewissheit hingewiesen werden muss. Das Nasen schneutzen und fliegen mit dem Flugzeug sollte während der ersten sieben bis zehn Tage nach der Operation wegen des Druckaufbaus in der Kieferhöhle und einer möglichen Gefährdung des Aufbaus unterlassen werden. Benutzen Sie bitte Nasenspray, um die Nasenatmung zu ermöglichen.

Die Erfolgsraten eines Sinusliftes liegen bei 90%-97% nach drei Jahren unter kaufunktioneller Belastung.

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